MICHAEL HANDT
„Mich interessiert nicht unbedingt die exakte, möglichst photorealistische Naturdarstellung, sondern besonders, mit verschiedenen Techniken die Stimmungen der Landschaften naturgetreu aufzufangen und wiederzugeben."
– Michael Handt
Im Licht der alten Meister
„Besonders interessieren mich Landschaftsmaler des 19.-20. Jahrhunderts und Namen wie Ivan Shishkin, Louis Douzette und Anders Lundby inspirieren mich täglich aufs Neue.“
Wieviel dessen, was wir als feste Vorstellung davon haben, was eigentlich eine Landschaft ist, ist bei uns als Betrachter heute beeinflusst durch die großen Epochen der Landschaftsmalerei vom 17. bis 19. Jahrhundert? Eine Zeit, in der die uns umgebende Natur nur dokumentiert werden konnte durch eben jene stimmungsvollen Gemälde. Für den Betrachter IST die niederländische Landschaft des 17. Jahrhunderts jene, die wir aus den Werken Jacob van Ruisdaels und anderer kennen.
Der Künstler Michael Handt ist vollständig Autodidakt seit seinem 17. Lebensjahr. Durch Studien der alten Meister und genaue Naturbeobachtung bei ausgedehnten Wanderungen hat er sich ein beeindruckendes Können angeeignet und seine Stimmungsbilder in Öl entfalten eine enorme Wirkung, die kaum vermuten lassen würden, dass ihr Maler erst 25 Jahre alt ist.
Was aber ist eine „Stimmungslandschaft“ wie Handt sie versteht und wie erzeugt er die Wirkung im Bild? Betrachten wir etwa das Werk “Silent Lake“, so blicken wir auf eine schattenhafte Baumgruppe im Wasser, deren Zentrum eine Birke bildet. Wir selbst blicken leicht von unten auf die Bäume über eine grünlich-bläuliche Wasserspiegelung hin. Hinter der Baumgruppe erleuchtet ein Licht, dessen Quelle wir als Betrachter nicht sehen können, den Himmel. Dadurch heben die Bäume sich klar vom Hintergrund ab und werden Blickanker des Werkes. Wie ein Lichtschein werden sie umrahmt, zum Bildrand hin, und verdunkelte Bereiche aus Wolken im Himmel und Schatten im Wasser bilden einen ovalen Rahmen. Durch diesen Effekt wie auch durch die homogene Farbgebung tritt uns die Komposition in großer Harmonie und Ruhe entgegen.
Handt kopiert nicht die alten Meister, sondern begeistert studiert er ihr Können und überträgt dieses mit einer zunehmend eigenen Handschrift auf eigene Motive, Erlebnisse und Landschaftsausschnitte. Die Motive erleben so eine Transformation, es findet gewissermaßen ein umgekehrter Prozess statt: Die uns umgebende Natur verwandelt sich in seinen Bildern in Stimmung. Und nicht nur das: Denn wir blicken auf Landschaften und Ansichten, die uns umgeben, welche zugleich in Handts Werken verklärt entrücken und eine Brücke schlagen zu den alten Meistern, die unsere Vorstellung von Landschaftsmalerei eigentlich begründeten. So wird aus einer zeitgenössischen Straßenbeleuchtung das warme Licht einer Öllaterne und die Landschaften selbst schieben die Industrialisierung und das digitale Zeitalter in den Hintergrund. Handt rückt gewissermaßen das Ursprüngliche, Unberührte in den Vordergrund, so als würde er die realistische Landschaft freischälen von allen tagesaktuellen Merkmalen. Man kann seine Landschaften als erhaben und ursprünglich schön bezeichnen. Das, was die Kunst über Jahrhunderte hinweg nach und nach als Hauptthema eines Bildes für würdig erklärt hat, die Landschaft selbst, ist das Thema seiner Kunst und die Landschaft ist dabei Landschaft, so wie sie im Geiste der Malerei überhaupt erfunden wurde. Dabei arbeitet Handt nicht fotorealistisch, obgleich sehr detailverbunden. Und seine Arbeiten tragen auch keine Spuren einer nüchternen Objektivierung. Seine fotografischen Studien zeugen jedoch eindrücklich vom Prozess, den seine Motive zwischen Naturerleben und Atelier durchlaufen: Virtuos wendet er die Techniken alter Meister an, um die Stimmungen der ihn umgebenden Landschaften hervorzuheben.
In der Ausstellung Land//Scapes präsentiert die Prince House Gallery mehrere Arbeiten dieses herausragenden Nachwuchskünstlers der Öffentlichkeit.