WIR FREUEN UNS AUF IHREN BESUCH!
Öffnungszeiten: Di u. Do 11 - 18 Uhr
donnerstags: Galerieabend um 18 Uh
Sonntag: 28. November 2021 ab 16.30 Uhr ARTVENT (Finissage)
LAND//SCAPES
23. September bis 2. Dezember 2021
Bereits seit Jahren zählen Landschaftsdarstellungen zu den Schwerpunkten unserer Galerie. Dennoch ist dies nun das erste Mal, dass die Prince House Gallery diese Gattung zum Ausstellungsthema macht. Zeigen möchten wir im Rahmen der Ausstellung herausragende Landschaftsdarstellungen mit Schwerpunkt Fotografie, die sich oftmals zwischen den Gattungen bewegen und mit völlig unterschiedlichen Stilmitteln die Natur wie auch die Urbanisierung zum Bildhelden erheben.
Was aber ist eigentlich eine „Landschaft“?
Landschaftsdarstellungen finden sich in der Kunstgeschichte seit eh und je, auch wenn sie erst seit dem 17. Jahrhundert explizit und offiziell selbst zum Bildthema werden. Zuvor sind sie malerischer Hintergrund, beschreiben Kontexte, dokumentieren und verorten. So etwa schon in Stadtdarstellungen in der mittelalterlichen Buchmalerei oder auch im Fernbleiben jeder Form von „Landschaft“ bei Darstellungen des himmlischen Reiches. Mit der Gestaltung und Erschließung des eigenen Lebensraumes durch den Menschen, mit politischen Veränderungen und dem Drang nach Wissenschaft rückt zusehends auch die Landschaft in den Mittelpunkt der Bilder. Zunächst gepaart mit historischen, mythologischen oder religiösen Darstellungen nimmt zum Ende des Mittelalters hin die Landschaft teils immer mehr Raum im Bild ein, das eigentlich dargestellte Narrativ wird in manchen Fällen sogar winzig klein und unbedeutend, so etwa wenn bei einem „Sturz des Ikarus“ nur noch ein kleines, fallendes Wesen im Bildhintergrund einer imposanten Landschaftsszene zu erahnen ist.
Landschaften in der Kunst sind in höchstem Maße Bedeutungsträger. Sie sind eine Auseinandersetzung mit dem Menschen und der Welt, die uns umgibt. Dies kann auf unterschiedlichste Weise geschehen: Die so genannte „Weltenlandschaft“, wie etwa im berühmten Bild der Alexanderschlacht untermalt durch ihre Perspektive die Größe des gezeigten Ereignisses. Niederländische Landschaftsbilder des 17. Jahrhunderts machen die Heimat der Maler zum Helden ihrer Werke, eine Landschaft, die die Niederlande dem Meer abgerungen und für den Menschen erschlossen hat. Voller Stolz zeigen die Maler die Schönheit dieser Natur und ihre Nutzbarmachung, so etwa Ruisdael in seiner „Mühle von Wijk“. Im Rokkoko dann sehen wir als geheime Beobachter verspielte Szenen in versteckten Nischen eines Gartens. Im Impressionismus dann ist Landschaft vor allem Licht, die zufällige Szenerie des Alltags, im Expressionismus wird Farbe und Form Bedeutungsträger.
Auch heute noch ist die Landschaft im weitesten Sinne, also auch die Urbanität oder noch allgemeiner, der visuelle Kontext, in welchen ein Bildthema eingebettet ist, wesentlicher Teil von Kunst. Kunstwerke, die dieses Thema selbst zum Thema machen, „Landschaftsbilder“ eben, sind in diesem Sinne Auseinandersetzungen mit der Welt in der wir leben, mit dem Menschen, mit Vergänglichkeit, Sinnhaftigkeit und vielem mehr.
Wie unterschiedlich und vielfältig die Zugänge zu diesem Thema sein können, wie mannigfaltig und voller Tiefgang die Blicke auf uns und die Welt, in der wir leben, möchten wir in der Ausstellung „Land//Scapes“ zeigen, gemeinsam mit 13 Künstlern aus unserem festen Portfolio ebenso wie neuen Künstlern, die bislang in Mannheim ungezeigt sind.
Peter Mathis zeigt uns Ansichten eines Bergsteigers, die wir so im Alltag nicht erreichen, ungesehene Landschaften, in denen der Mensch zwar da, aber ganz klein ist angesichts der Größe der Natur. Diesen besonderen Blick von jemandem, der sich an Orten in der Natur bewegt, die nur ganz selten ein Mensch besucht findet sich spannenderweise auch in Darstellungen des Meeres wieder und eröffnet hier einen neuen Blick auf bekanntes.
Florian Richter fotografiert Spannungsfelder zwischen Schönheit und Naturgewalt, gestaltet diese malerisch im Zeichen des Piktorialismus: Eine uns anmutig, fast romantisch erscheinende Ansicht der Sonne über dem Meer in Island zeugt gleichzeitig von der Gefahr, die etwa das eiskalte Wasser und die tosenden Wellen mit sich bringen. Andreas Scholz lässt uns förmlich Teil werden des Lichtes und der Orte, die er für uns einfängt, die Bildeinblicke sind rahmenlos und wir schauen die Werke nicht an, sondern sind bei der Betrachtung Teil davon. Stimmung aber ist bei ihm immer auch Landschaft, sie ist freundlich und nahbar. Gerlinde Zantis, die wie auch Andreas Scholz oft die Gegend der Ardèche in ihren Werken einfängt, zeichnet in Pastell ein völlig anderes Bild. Deutlich kältere Farben, kristallklares Wasser, eine teils karge Einsamkeit. Wir erkennen, dass wir hier geografisch dieselbe Region sehen, die Landschaft ist eine völlig andere. Ralf Brueck zeichnet ein expressionistisches Landschaftsbild. Er gestaltet sie durch Verformung einer Wolke oder auch durch Bedeutungsfarben, die nicht der Natur entsprechen sollen und sie dennoch gerade dadurch in einer Facette zeigen, wie sie ist.
Der Fotograf Christian Klant taucht schon bei der Erstellung der Werke in Raum und Zeit: Im uralten Kollodium Nassplattenverfahren zeigt er uns Natur und Seelenorte, ikonisch inszeniert und imposant in Schwarz weiß, die Landschaft entsteht auf seiner Platte bei der Belichtung vor Ort, sie wandelt sich immer weiter, bis er durch Entwicklung den Prozess unterbricht.
Bei Annette Besgen ist die Landschaft oft nur eine Ahnung, die Art und Weise, wie ein Schatten auf die Wand geworfen wird zeugt vom Licht der Umgebung, ein Mensch transportiert das Motiv des Wassers, indem dieses seinen Körper umfließt, Haltung und Struktur bestimmt, obgleich selbst fast unsichtbar. Und die Fotografin Katerina Belkina inszeniert sich selbst in ihrer Serie „Empty Spaces“ im urbanen Gefüge. Durch die feine Anpassung von Formen, die durchdachte Auswahl von Bildausschnitten erzeugt sie Homogenität und Brechung in einem: Der Mensch als Teil des urbanen Gefüges und Fremdkörper gleichzeitig, einsam in der Stadt, die – obgleich sie sich in ihre befindet – nicht Teil von ihr ist. Bei Shinji Himeno sind Mensch, Wesen und Umgebung Bedeutung und Inszenierung, teils surreal, teils Bewegung, teils Natur. Thomas Geyer blickt auf den Menschen aus Distanz: Einzelne Gebäude, die sich scharf von der umliegenden Landschaft abheben und den Bewohner nur erahnen lassen. Markus Kaesler zeigt die Landschaft als Prozess, indem er über ein Jahr hinweg 12 Monats-Sonnenläufe einfängt – wie immer mit seinen selbst gebauten Lochkameras, die nach der Aufnahme zerstört werden und das Ergebnis zum Unikat machen. Der Lauf des Jahres wiederholt sich ebenso wie der der Sonne, und doch ist die Natur einzigartig. Für Sabine Becker ist eine Landschaft blau, sie ist reduziert und die Farbe selbst transportiert Bedeutung, Stimmung, Struktur und Form. Man könnte sagen für Sabine Becker ist das von ihr auf den Bildträger applizierte Kobaltpigment selbst Landschaft. Bei Michael Handt schließlich finden wir tatsächlich das vor, was wir zunächst ganz klassicherweise mit einem Landschaftsbild verbinden: Ölgemälde, die Landschaften zeigen, oft anklingend an die Niederlande und voller Stimmung, die in unterschiedlichen Farben, Bildausschnitten und Formgebungen inszeniert wird.
Und was ist sie nun, die Landschaft, land-scape?
Dem möchten wir uns rund um die Ausstellung mit Themenbeiträgen und Impulsen zu den Werken annähern. So soll die Ausstellung eben nicht nur Werke fokussieren, die mit der klassischen Landschaft in Verbindung stehen, sondern auch auf verschiedene Facetten, vielleicht auch Brüche von Landschaften den Scheinwerfer richten. „land-scapes“ soll bewusst den Blick auf die Vielseitigkeit des Begriffs, die soziale und historische Bedeutung und die sich dahinter verbergenden Säulen richten, Re-Interpretationen und Erweiterungen zulassen. Wo beginnt eine Landschaft? Welche Transformationen erlebt sie im Zeitalter digitaler Veränderungen und kosmopolitischer Ausbreitungstendenzen?
Freuen Sie sich auf ein breites Spektrum. Wir freuen uns auf Sie uns Ihren Besuch.